Titisee Tag 55

Heute mal wieder etwas später, weil in Titisee gerade das Internet weg ist. Dafür hatte ich heute unterwegs immer wieder Empfang. Die setzen hier merkwürdige Prioritäten bei der Abdeckung der Gebiete.
Ich hab sie! Das dürfte der weiteste Fußweg gewesen sein um mir DIE ZEIT zu kaufen. Seit Forbach hatte ich keine Chance mehr an die Zeitung zu gelangen. Jetzt sitze ich am Titisee in der Sonne, bevor ich mir gleich mein Abendessen jage. Titisee selber ist auch wieder ein reines Touristenkaff und der Altersdurchschnitt liegt um diese Jahreszeit deutlich über 60. In dem See habe ich schon vor über 20 Jahren gebadet, darauf verzichte ich heute.
Direkt heute Morgen kam der Feldberg in Sicht. An seinen Nordhängen liegt noch Schnee. Die Besteigung wird morgen auf jeden Fall interessant.

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Die Etappe war heute Asphalt-lastiger, als man vom Westweg gewohnt ist. Bis auf wenige Tropfen bin ich heute gut durchgekommen.
Wie praktisch der gesamte Schwarzwald ist auch Titisee Kurtaxe-pflichtig. An sich finde ich das durchaus in Ordnung, in der Hoffnung, dass ich über Einrichtungen für Wanderer wieder profitiere. Interessant ist nur das Formular, das ich regelmäßig ausfüllen muss. Neben den üblichen Personenangaben muss ich zum Beispiel auch meinen Geburtsort angeben. Angaben zur Anreise sind zum Glück freiwillig, sonst hätte ich da Probleme: Muss ich jetzt “Bahn“ angeben, weil ich so in Flensburg angekommen bin, oder “sonstiges“, weil es “zu Fuß“ nicht gibt und ich so in den Schwarzwald eingereist bin? Für Ausländer wird das ganze noch komplizierter: Sie sind Ausweispflichtig und der Gastgeber muss noch kontrollierten, ob die Angaben von denen auf dem Identifikationsdokument abweichen und dies gegebenenfalls anzeigen. Die Sicherheit Deutschlands wird eben auch mit der Kurtaxe verteidigt. Das Kleingedruckte ist echt spannend. Bei unserer Tour von 2005 war der Meldeschein noch ein schmaler Streifen, inzwischen sind es schon drei Blätter. Und die wichtigen Dinge werden immer noch nicht gefragt: Baden oder Württemberg? Bei diesem Konflikt ist es sehr bedeutend auf welcher Seite man steht: Als Bade verteidigt man die erste deutsche Demokratie mit Hecker und Struve, entscheidet man sich für Württemberg, steht man unweigerlich auf der Seite Preußens und kann damit als  demokratiefeindlich eingestuft werden. Der Westweg verläuft immer wieder im Grenzgebiet dieses seit 1849 (?) schwelenden Konfliktes.
Morgen werde ich dann auf dem Feldberg den Westweg verlassen und mich in Richtung Konstanz aufmachen.