Pforzheim Tag 48

Die Demokratie NRWs wird auch im Odenwald verteidigt! (eines der besten Sätze unserer Verteidigungsminister. Man nehme ein hohes Gut, eine heimatliche Region und einen beliebigen anderen Ort.  Wird nur noch getoppt durch FJS: Wer noch einmal eine Waffe in die Hand nimmt, dem soll die Hand abfallen.)
Trotz Übernachtungschaos und dadurch bedingter zusätzlicher Kilometer habe ich es geschafft einen weiteren Tag herauszuholen. Jetzt werde ich voraussichtlich rechtzeitig zur Landtagswahl wieder zu Hause sein und kann so meiner Bürgerpflicht nachkommen. Der Preis waren 225 Kilometer in 5 Tagen und eine kleine Blase unter der linken Ferse. Heute habe ich die 41 Kilometer auch nur mit vielen Pausen geschafft. Jetzt kommen erst einmal einige Etappen unter 30 Kilometer zum Erholen.
Ich musste heute morgen erst einmal 7 Kilometer laufen, bis ich wieder auf dem E1 war. Der Weg war leider oft asphaltiert, aber jetzt wird ja alles besser :-). Denn in Pforzheim bin ich jetzt auf den Westweg gestoßen, den ich in den nächsten Tagen bis zum Feldberg laufen werde. Hier war ich bereits vor 6,5 Jahren mit meinem Vater und meinem Bruder unterwegs. Teilweise werde ich sogar die selben Unterkünfte anlaufen. Der Westweg ist seit 2006 einer der deutschen Qualitätswanderwege. Asphalt wird hier kaum zu finden sein. Im Rahmen der Aufnahme wurde er 2006 auch noch einmal leicht verändert, ich werde also nicht noch einmal exakt die gleiche Strecke laufen. Mit dem Anschluss an den Westweg habe ich heute ein Teilziel erreicht: Deutschland Nord-Süd in zwei Touren. Allerdings nicht Flensburg-Konstanz, sondern Flensburg-Lörrach/Basel. Jetzt arbeite ich noch an der Durchquerung in einer Tour.
Zum Abschluss gibt es noch botanisches aus dem Wald zwischen Bretten und Pforzheim:

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Die vielen Waldlehrpfade lese ich mir inzwischen nicht mehr alle durch, aber ich versuche zumindest die gängigsten Bäume auch ohne Schild bestimmen zu können. Um festzustellen, dass dieses Schild unrecht hat, brauchte ich nicht extra in die Baumkrone zu schauen: Dieser Baumstamm passt wohl eher zu einer Buche als zu einer Fichte 🙂

Oberderdingen Tag 47

55 Kilometer waren eindeutig nicht geplant! Damit dürfte das heute die längste Etappe meiner Tour gewesen sein. Das verlängerte Wochenende führt dazu, dass hier alles ausgebucht ist. Ich bin heute bei bedecktem Himmel losgelaufen, was eigentlich optimal ist, da es hier viele Freiflächen gibt. Ab frühen Mittag musste ich dann schon auf lange Ärmel umstellen, da ich mir sonst die Arme verbrannt hätte. Obendrein ging es heute viel über Asphalt, was die Füße auch mehr beansprucht. Gegen Mittag war dann klar, dass ich im Zielgebiet keine Unterkunft finden würde. Da ich die Nacht nicht unbedingt draußen verbringen wollte, musste ich mich nach Alternativen umsehen. Zum Glück wohnte in der Nähe ein CdE Mitglied, das mir bereits eine Unterkunft angeboten hatte. Eigentlich war diese Unterkunft zu weit weg vom Weg und obendrein weiter entfernt als ich heute laufen wollte, aber Alternativen sah ich auch keine mehr. Also meldete ich mich dort für den späten Abend an.
Unterwegs traf ich dann noch den Wanderer, den ich gestern schon im Logbuch gesehen hatte. Er ist deutlich langsamer unterwegs und hat noch 5 Monate um nach Genua zu gelangen. Auf der Gegenrichtung war heute ebenfalls ein Paar unterwegs, das denE1 in Etappen läuft.
Morgen geht es dann nach Pforzheim, danach gibt es erst einmal wieder kürzere Etappen.

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Bammental Tag 46

Jetzt bin ich in dem Bundesland angekommen das alles kann, außer Hochdeutsch und unterirdische Bahnhöfe verhindern. Die Etappe und das Wetter waren heute super. Zum ersten mal auf dieser Tour konnte ich in kurzen Hosen laufen. Die Anstiege waren heute richtig schweißtreibend, da es etwas schwül war. Gegen Ende ging mein Wasser zu Neige, aber zum Glück musste ich auf den nächsten Berg hoch, auf dem es viele Quellen gab.
Einen Satz will ich in den nächsten Tagen nicht mehr hören: “Die von ihnen gewählte Nummer ist zur Zeit nicht vergeben “. Alle meine Unterkünfte im Zielbereich existieren nicht mehr. Die Empfehlungen, die ich von entgegenkommenden Wanderern bekam waren schon voll, genauso wie ein Gasthof der in Zwischenzeit wieder geöffnet hatte, wie ich von einem anderen Wirt erfuhr. Für letzteren nutze ich den Telefonjoker und ließ meine Mutter die neue Telefonnummer herausfinden. Ich selber hatte mitten im Wald kein Netz. Jetzt bin ich in einem viel zu teuren (dafür qualitativ auch nur Mittelfeld) Hotel zwei Kilometer abseits der Strecke untergekommen. Das schlimmste ist, dass ich dafür wieder runter ins Tal musste. Für morgen steht auch noch nicht fest, wo ich bleibe, aber hoffentlich finde ich leichter eine Unterkunft.
In Gaiberg, dem letzten Ort den ich heute durchquert habe, gab es ein E1 Logbuch. Pro Jahr laufen offensichtlich einige Personen Flensburg-Konstanz oder Flensburg-Genua. Im Jahr 2010/11 ist sogar wer vom Nordkap nach Genua gelaufen. Offensichtlich nur wenige Stunden vor mir hat sich jemand eingetragen, der gerade von Aachen (zuerst glaube ich E5 und dann auf dem E1 weiter) nach Genua läuft. Er ist schon einen Monat unterwegs und er hat ein halbes Jahr Zeit. Ich denke, dass ich ihn in den nächsten Tagen überhole. Hoffentlich treffen wir uns dabei.

Juhöhe Tag 45

Reinhard Mey hat sich in zwei Dingen geirrt: Der vorhergesagte Weltfrieden für 2003 ist nicht eingetreten und Maikäfer gibt es immer noch. Diese bevölkern gerade die Buchenwälder. Überall purzeln die Käfer aus dem alten Laub am Boden:

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Die Ameisen freuen sich über frische Beute. Es ist ziemlich spannend wie sie versuchen einen Maikäfer zu überwältigen. Es dauerte aber zu lange um mir das Schauspiel bis zum Ende anzusehen, aber ich gehe davon aus, dass die Ameisen gewonnen haben. Insgesamt war der Tag heute sehr artenreich. Kurz hinter Darmstadt sah ich noch einen größeren Säuger im Laub wühlen. Die Fotos sind aber auf der Kamera. Als ich das Tier dann vollständig sah und es erkannte, trat ich schleunigst den Rückzug an: Es war ein Wildschwein-Frischling und ich fürchtete, dass die Mutter in der Nähe war.
Da die Wettervorhersage heute morgen endlich mal positiv war, bin ich heute zum ersten mal seit Hamburg ohne Regenschutz für den Rucksack gelaufen. Auch die Gamaschen wurden verpackt. Das Cape musste ich allerdings zwischenzeitlich wieder auspacken, da es genau in meiner Kochpause zu regnen anfing. Es kam aber nicht viel runter und da die Buchen im Gegensatz zu den Eichen schon Blätter haben, war ich unter selbiger gut geschützt. (deswegen sagt die alle Bauernweisheit auch: Buchen sollst du suchen weil Eichen dich eingeweichen, zumindest bei Regen im Frühjahr)
Die Etappe war heute länger als geplant, da ich in der Ortschaft in der ich eigentlich bleiben wollte nicht unterkam. So bin ich einfach mal etwas weiter gelaufen. Dadurch werde ich die nächsten Tage auch noch mal umplanen. Ich muss jetzt erst einmal schauen wie die Beine mitspielen.
Kurz vor Ende der Etappe konnte ich noch in ein Tal schauen in dem mir der dortige Gebäudekomplex direkt bekannt verkam. Meine GPS-Karte bestätigte dann auch, dass ich auf die Odenwaldschule sah, die in der letzten Zeit so unrühmlich in den Schlagzeilen war.
Heute Nacht werde ich wohl Ohrstöpsel benötigen, obwohl im Gegensatz zu den letzten beiden Nächten ein Zimmer für mich habe. In meiner Unterkunft scheint allerdings noch eine Hochzeitsgesellschaft zu sein.

Darmstadt Tag 44

Zählen ist gar nicht so einfach! In dem Zimmer in Frankfurt, dass mir als 8-Bettzimmer verkauft wurde standen nach jüngsten Hochrechnungen 10 Betten. Davon waren heute morgen 4 belegt. Gestern Abend waren wir noch zwei mehr. Wo die anderen beiden abgeblieben waren wusste niemand. Die Nacht war wunderbar ruhig. Beim Frühstück saß ich dann mit meinem 73-jährigen Zimmergenossen zusammen, der seine Frau am Flughafen abgegeben hatte, weil sie nach Dubai (oder was anderes dieser Art) wollte. Er selber nutze die Zeit lieber für eine  Fahrradtour nach Würzburg. Da ich um sieben Uhr noch mit meinem Cousin abgemacht hatte wo wir uns treffen, hatte ich noch etwas Zeit, bis ich ihn um 9:20 Uhr am Lokalbahnhof einsammeln sollte. Natürlich gab es gleich eine Vollsperrung der Strecke, sodass wir kurzfristig umdisponieren mussten und einen 600 Meter entfernten Bahnhof als neuen Treffpunkt ausmachten.
Nur zwanzig Minuten später konnte es dann losgehen. Für meinen Cousin war das heute seine erste Wanderung und er war nahezu perfekt ausgestattet: Umhängetasche mir Verpflegung und festes Schuhwerk für lange Distanzen:

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Aber auch so kann man offensichtlich wandern. Die 37 Kilometer legten wir auf jeden Fall recht flott zurück. Über den Zustand seiner Füße bin ich noch nicht informiert. Auf der Etappe blieb natürlich viel Raum für Diskussionen. Insbesondere das richtige Verhalten und die nötigen Vorkehrungen für Zombi-Epidemien waren immer wieder Thema (ein interessantes Feld über das ich mir bis jetzt noch keine großen Gedanken gemacht habe). In der Jugendherberge stellte ich dann nur kurz den Rucksack ab. Danach hing es dann noch mal drei Kilometer (nicht mehr in den Tageskilometern enthalten) zum Hauptbahnhof um meinen Cousin wieder nach Hause zu schicken.
Heute muss ich gerade mal mit einer weiteren Person das Zimmer teilen. Es sollte also eine ruhige Nacht geben.

Frankfurt Tag 43

Die Hunde haben es endlich gelernt! Nachdem mich gestern noch ein ganzes Rudel verfolgte (irgendeine Fußhupe hing wohl auch zeitweilig an meinem Cape), ging es heute mal andersherum: Direkt kurz nach dem Start kam mir ein Jogger mit Hund (Kaliber: einer der größeren) entgegen. Während Jogger und ich uns grüßten, machte der Hund,  als er mich sah, eine 180 Grad Drehung und traute sich nicht an mir vorbei. Da ich weiterlief, wurde er immer weiter zurückdrängt. Irgendwann sprintete er dann doch im Bogen an mir vorbei. Dabei war ich sogar ohne Cape unterwegs.
Kurz darauf kam mir ein Wanderer entgegen, der sich freute nach 11 Tagen Zitat: “endlich mal einen richtigen Wanderer zu sehen “. Er hat mit der Pensionierung das Wandern begonnen und ist jetzt gerade auf dem Weg zum Steinhuder Meer (da war ich vor 21 Tagen).
Da es in Frankfurt gerade Mode ist Banken zu besetzten, musste ich das natürlich auch tun:

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Ansonsten war der Weg nach Frankfurt gut zu finden, nur in den Parks fehlten oft Schilder. Direkt vor der europäischen Zentralbank (inkl. occupy-Camp), gab ich es dann auf den Weg zu suchen. Stattdessen gab’s einen Abstecher zum Römer. Anschließend wurde der Globetrotter aufgesucht. Jetzt habe ich endlich wieder Ersatzsocken. Frankfurt selber gefällt mir nicht sonderlich. Die Innenstadt ist merkwürdig zerstückelt und die Skyline sieht nur aus einem Blickwinkel beeindruckend aus, wenn man von Norden her kommt, sieht man nur vereinzelte Hochhäuser.
Da obendrein noch an vielen Stellen gebaut wird, brauchte ich recht lange um Möglichkeiten zum Essen und Einkaufen zu finden.
In meinem 8-Bettzimmer sind bisher erst vier Betten belegt, mal sehen, ob sich das noch ändert. Morgen früh darf ich dann erst mal den Weg suchen, da ich ihn vorhin nicht gefunden habe, obwohl ich extra einmal entlang des Mains gelaufen bin.

Oberursel Tag 42

Sing sing sing singing in the Rain.
Sing sing singing in the Rain.
Mir fehlen hier drei Stimmen, vielleicht könnt ihr ja im Kommentar einstimmen, aber bitte in der richtigen Reihenfolge 🙂 Wie ihr euch vermutlich schon denkt hat es heute die meiste Zeit geregnet und damit wurde der Tag zum nassesten der bisherigen Tour. Schutzhütten gab es auf der Etappe keine einzige und die Aussicht vom großen Feldberg und einem anderen schönen Aussichtspunkt kann man wohl mit wolkig beschreiben. Trotzdem ist die Laune erstaunlich gut. In kurzen Regenpausen könnte ich mich wenigstens zwischendurch hinsetzen und etwas essen. Eine Pause kurz vor dem Feldberg verbrachte ich in eine der zahlreichen militärischen Einrichtungen, die den E1 säumen, in diesem Fall in einem alten Römer-Kastell am Limes.

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Auf dem großen Feldberg gibt es sogar eine Bushaltestelle. Ich weiß schon, warum ich immer wieder Touren in Norwegen mache, denn da gibt es keine Bushaltestellen auf Bergen.
Erst vor Ort habe ich bemerkt, dass meine heutige Unterkunft gar nicht in Frankfurt selber, sondern einer benachbarten Stadt liegt. Und die relativ große Altstadt mit vielen kleinen Gässchen hatte ich auch nicht erwartet. Bei der Suche nach einen Lebensmittelladen und einer Sparkasse bin ich dann gleich über mein Hotel gestolpert, das praktischerweise beides direkt nebenan hat. Da das Wetter nicht zur großen Mittagspause eingeladen hat und ich keine Lust mehr hatte irgendwo essen zu gehen, habe ich gleich mal den REWE geplündert. Jetzt gibt es Schwarzbrot mit hessischer Fleischwurst, Gurke und Quark. Morgen werde ich dann endlich bei Globetrotter ein zweites Paar Socken erwerben können, damit ich auch sicher nach Konstanz komme. Da ich heute den halben Tag Gremienarbeit gemacht habe und noch einige Dinge ausstehen, werde ich den Abend dazu nutzen noch ein paar Mails zu schreiben. So langsam holt mich schon wieder der Alltag ein. 🙂

Idstein Tag 41

Heute sollte es keine Probleme mit dem Senden des Etappenberichts geben. Untergekommen bin ich mitten in der Stadt in einem zu einem China-Restaurant gehörenden Hotel. Das hatte ich bisher auch noch nicht.
Den Marathon habe ich heute nur um zweihundert Meter verfehlt. Dafür habe ich noch nie so viele Höhenmeter an einem Tag gemacht. Aber vermutlich werde ich die Höhenmeter morgen noch einmal überbieten, den dann steht der große Feldberg auf dem Plan. Der ist zwar deutlich kleiner als der Feldberg im Schwarzwald (dieser ist der höchste Punkt meiner Tour), aber trotzdem kann ich ihn seit Tagen immer wieder sehen. Ich bin zur Zeit wieder voll motiviert Kilometer zu machen. Mein kleines Tief im Westerwald habe ich wohl überstanden. Die kürzeren Etappen haben mir gut getan. Gestern und heute bin ich mit nur sehr wenigen Pausen durchgelaufen. Das Wetter und die Landschaft sind aber momentan auch dazu geeignet. Der Taunus gefällt mir deutlich besser als der Westerwald. Und von dem Regen, der seit Tagen angekündigt wird, habe ich noch nicht viel abgekommen. Heute hatte ich eine ganze Zeit lang blauen Himmel, während links und rechts von mir alles dunkel war. Die Regenausbeute des Tages beschränkt sich auf einen kurzen Schauer von einer viertel Stunde.
Der E1 führt hier an sehr vielen zum Teil gut erhaltenen Burgen vorbei. An jeder strategisch wichtigen Stelle steht praktisch eine. Auf dem Weg selber treffen sich dann die unterschiedlichsten Geschwindigkeiten:

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Ich denke sie wird Konstanz nicht mehr in diesem Jahrhundert erreichen. Kurz vor Schluss der Etappe gab es mal wieder eines der inzwischen lieb gewonnenen Schilder, die auf eine Streckenänderung hinweisen. Zum Glück war der Umweg minimal. Wenn man einmal verstanden hat, dass Pfeile nach rechts bedeuten können, dass man links abbiegen soll und umgekehrt, kann man mit der Beschilderung des Taunusklubs sehr zufrieden sein. Hier werden, wie auch schon an vielen anderen Stellen des E1, oft Pfeile eingesetzt, die in beide Richtungen zeigen. Bei Markierungen, die eine geraden Wegverlauf anzeigen ist dies auch eindeutig, nicht aber bei abknickenden Pfeilen/Wegen, da man dort nicht immer sehen kann an welchem Ende des Pfeils man gerade steht und ob man jetzt links oder rechts abbiegen soll. Dieses Problem tritt immer dann verstärkt auf, wenn ein Schild für beide Laufrichtungen gilt.
Morgen geht es dann nach Frankfurt. Bereits heute hatte ich den ganzen Tag Lieder aus der Entstehung unsrer Demokratie auf den Lippen und ich denke das wird nicht besser, wenn es nachher ins badische geht. Die Unterkünfte sind auch schon gebucht. Morgen gibt es die vermutlich teuerste Übernachtung der Tour (der Nachteil der Großstadt mit Finanzzentrum) und übermorgen eine der günstigsten im 8-Bettzimmer der Jugendherberge.

Balduinstein Tag 40

Die Wurst beim Frühstück wird grober und blutiger, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Süddeutschland näher kommt. Darauf hatte ich mich schon gefreut. Heute morgen lagen grobe Leber- und Teewurst und Blutwurst auf dem Tisch, die wahrscheinlich vom Fleischer nebenan kamen. Da fällt es schwer mit dem Essen aufzuhören.
Der Bericht den ihr vermutlich gestern Abend erwartet habt kommt erst heute, weil Balduinstein kein Internet über das Handy anbietet. Auch bei einem Spaziergang gestern Abend durch das Dorf konnte ich keine Verbindung finden. Ansonsten kann ich für die mitlesenden E1-WandererInnen den Gasthof Hergenhahn empfehlen.

Heute war mal wieder ein richtig guter Tag, nur die Etappe war etwas zu kurz. Ich hatte heute morgen eines der besten Frühstückbuffets der Tour (natürlich mal wieder in einer der günstigeren Unterkünfte). Nach dem Frühstück musste ich direkt die Lahn überqueren. Auf der anderen Seite beginnt das Gebiet des Taunusklubs. Dieser schildert ganz gut aus, nur die Pfeilpolitik ist wieder anderes. Die Etappe ging heute einfach nur die Lahn flussaufwärts, aber das in einer Weise wie sie mein Bruder liebt: Praktisch pausenlos wechselt der Weg das Höhenniveau. Mal geht es unten am Wasser entlang, dann wieder auf halber oder ganzer Höhe der Hänge. So macht man einige Höhenmeter, allerdings mag ich solche Strecken. Ich bekomme nur immer Ärger, wenn ich sonst sinnlos Berge hoch und wieder runter laufe. Für die Umgebung lohnte sich das heute allemal. Das Lahntal ist unbedingt sehenswert.

Sogar das Wetter spielte mit. Zwischendurch kam zwar mal eine schwarze Wolkenfront, aber die brachte nur ein paar Tropfen, danach kam auch wieder die Sonne heraus.
Da ich mich offensichtlich wieder regeneriert habe, wäre ich heute gerne etwas weiter gelaufen, aber die nächste Unterkunft war gleich 20 Kilometer weiter, so bin ich in Balduinstein geblieben.

Nassau Tag 39

Der Regen wird wärmer! Zumindest bilde ich mir das ein :-). Immerhin behauptet mein Wetterfrosch, der nie yrrt, dass es nächste Woche Temperaturen von über 20 Grad geben soll.
Die Besteigung des Köppel heute morgen war ein Reinfall. Dabei lag er so, dass meine erste Pause auf ihm geplant war. Sogar eine Schutzhütte war eingezeichnet. Leider war die bewirtschaftet, der Berg ohne Aussicht, der Aussichtsturm nur gegen Bezahlung zugänglich und das verzehren mitgebrachter Speisen selbst auf den wenigen Bänken dort oben nicht gestattet. Immerhin fand ich beim Abstieg einen Baumstumpf, auf dem ich die Pause nachholen kann.
An dieser Stelle beschreibe ich mal meinen Touralltag: Der Wecker klingelt um 7 Uhr, bis zum Frühstück, das in der Regel um acht ist, kann ich dann schon mal Sachen packen. Nach einem ausgiebigen Frühstück (ca. 2-3 Körnerbrötchen oder Vollkornbrot, dazu gerne ein Ei und Müsli) geht es dann gegen neun auf die Strecke. Nach Möglichkeit wird noch ein Bäcker angesteuert. Nach 1,5 bis zwei Stunden gibt’s dann die erste Pause. Die weiteren Pausen werden nach Bedarf gesetzt, meist nach ein bis anderthalb Stunden Laufzeit. Bei gutem Wetter dauert die Pause meist eine Seite der ZEIT, bei schlechtem Wetter auch schon mal nur 3-5 Minuten.  Wenn ein Trangia-Tag ansteht, lege ich zum späten Mittag eine Kochpause ein. Diese ist von geeigneten Stellen abhängig, am liebsten ist mir eine Schutzhütte. Neben der Trangia-Mahlzeit gibt’s über den Tag dann noch 2-4 Müsliriegel, einen Apfel, 200 Gramm Vitalkekse, Studentenfutter o.Ä., 40-100 Gramm Schoki, und zwei Brötchen und ein drittes wechselndes Teil vom Bäcker. Damit ist die Energiezufuhr für den Tag gesichert. Natürlich wechsel ich immer wieder Komponenten aus oder ergänze das Sortiment. Für Mittagspausen ohne Trangia werden dann die Brötchen, die sonst für abends sind, verwendet. Dazu gibt’s dann öfter eine Gurke. Komme ich tagsüber an einem Lebensmittelladen vorbei, kaufe ich gerne Quark, Joghurt oder Obst zum sofort verzehren (Tomaten und Früchtequark gehören zu den nicht Rucksack geeigneten Lebensmitteln).
Heute konnte ich beim Abstieg nach Nassau schon einen Teil der morgigen Strecke sehen:

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Die Kirche dürfte zum Kloster Arnstein gehören, an dem ich morgen vorbei laufe.
Gestern habe ich in der JuHe wieder von einem Wanderer gehört, der auch auf dem E1 unterwegs ist und bis in die Schweiz nach Lugano läuft. Offensichtlich ist das der selbe, von dem mir schon in Altenbeken erzählt wurde. Da war er einen Tag früher als ich, jetzt hat er schon mehrere Tage Vorsprung. Der Dame in der Pension in Altenbeken nach hat er die Strecke Flensburg-Altenbeken in 14 Tagen geschafft. Offensichtlich macht er täglich 60-70 Kilometer zu Fuß. Da fühlt man sich schon etwas als Anfänger 🙂