Erste Auswertungen

Nach dreieinhalb Wochen komme ich nun endlich wieder dazu etwas zu schreiben. Der Unialltag hat mich direkt so in Beschlag genommen, dass ich nicht dazu kam meine über die Tour angesammelten Daten zu sortieren. Da ich nach zwei Wochen Unichaos erst einmal ein paar Tage krank war, habe ich etwas Ruhe gefunden die Infos zusammenzuschreiben:

Erst einmal das wichtigste: Der korrigierte GPS-Track ist fertig! Als Basis habe ich den Track von Open Street Maps genommen, den ich natürlich erst jetzt gefunden habe. Dieser ist schon recht gut, allerdings sind einige Neuerungen noch nicht dabei. Den OSM-Track erhält man bei http://hiking.lonvia.de/de Meine korrigierte Fassung stelle ich jedem Interessierten zur Verfügung. Ihr könnt mir einfach eine Mail schreiben (kasulzke-uhrmensch@yahoo.de).

Weitere Zahlen, Daten und Fakten:

Ich habe auf der Tour 3 Kilogramm Körpergewicht verloren, liege aber laut BMI immer noch im Normalgewicht.

Auf meinen Etappen habe ich in 60 Tagen 2169,32 Kilometer zurückgelegt. Der deutsche Teil des E1 ist nach meinem korrigierten Track 1938,2 Kilometer lang. Damit bin ich gerade mal 231,12 zusätzliche Kilometer gelaufen.Im Schnitt bin ich 36,16 Kilometer am Tag gelaufen. Die beiden Grenzübergänge liegen nur 800 Kilometer auseinander.

Bei der Gesamtlänge des E1 gehe ich von der Strecke über den Bungsberg aus (ich selber hatte die Alternative/Abkürzung direkt nach Neustadt gewählt). Außerdem gehts im Schwarzwald über den Brandenkopf. Beim Feldberg habe ich die Originalvariante gewählt, nicht die meiner Meinung nach sinnvollere Westvariante.

Die Tracks für Dänemark habe ich bereits vorbereitet. Die Schweiz mache ich auch noch zeitnah fertig. Diese beiden Touren stehen als nächstes an. Ein Termin steht aber noch nicht fest. Das Material ist inzwischen wieder gesäubert und eingelagert. Nur die Schuhe müssen noch dringend neu besohlt werden. Evtl. schaffe ich es aber in den nächsten Tagen sie einzuschicken.

Nun noch etwas zum Finanziellen. Einige Menschen sträuben sich darüber zu reden, wie teuer solche Touren sind. Dies macht die Planung nicht gerade einfacher, da man keine Vergleichswerte hat. Ich hatte bei der Planung mit 50 Euro am Tag gerechnet (Unterkünfte und Tagesverpflegung), also mit 3000 Euro für die Gesamttour. Bei dieser Tour bin ich jetzt mit 2399,88 ausgekommen. Nicht einberechnet sind An- und Abreise und der Materialnachkauf in Hamburg und Frankfurt. Auf die Unterkünfte (in der Regel Ü/F, ein paar mal HP in JuHes) entfiel dabei 1920,30 Euro. Gerade diesen Betrag kann man deutlich drücken, wenn man zu zweit wandert, da Doppelzimmer ca. 1/3 billiger pro Person sind.  Bei dieser Tour habe ich also einen Euro pro Kilometer ausgegeben 😉 (1,11 Euro  um genau zu sein).

Über die Kosten der Ausrüstung kann ich nur schwer etwas sagen, da man dort unterschiedlich viel Geld ausgeben kann. Wenn man regelmäßig auf Touren ist, sammelt sich da einiges an. Insbesondere bei den Elektrogeräten habe ich ein paar Euro ausgegeben. Hier reicht aber zum Teil auch weniger (Der Fotoapparat muss für den E1 nicht unbedingt wasserdicht sein, das brauche ich eher für Norwegen und wenn man nicht bloggen will, braucht man auch kein Smartphone. Die Topografische Karte von Garmin war ihr Geld wert, da dort auch Unterkünfte mit Telefonnummern verzeichnet sind und sie mir mehrfach das Leben gerettet hat.). Meine Ausrüstung dürfte einen Kaufpreis im kleinen vierstelligen Bereich haben. Die ist allerdings auch seit sieben Jahren zusammengewachsen und einiges wird auch noch einige Jahre durchhalten (mit Ausnahme der Socken 🙂 ).

Konstanz Tag 60

So da wären wir dann mal. Gegen kurz nach 17 Uhr habe ich die schweizer Grenze übertreten. Die Beschilderung ist mal wieder dürftig. Das heißt wenn der schweizer Teil ansteht, geht es erst mal ans Weg suchen.
Ab sofort suche ich Mitläufer für die Strecken: Schweiz, Schweden und Dänemark. Das sind die nächsten Teile des E1. Die beiden Nordländer würden mit Zelt geplant. Dänemark und die Schweiz schafft man in jeweils 14 Tagen, Schweden würde ich in mehreren Touren angehen.
“Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht. Dann mach noch einen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht…“
Bert Brecht hatte mal wieder Recht. Ich habe auf der Tour so oft Pläne ent- und wieder verworfen. Heute wollte ich schnell nach dem Frühstück los, damit ich früh in Konstanz bin und einen möglichst frühen Zug nach Hause nehmen kann. Aber es kam natürlich anders: Beim Frühstück unterhielt ich mich so nett über das Studium, Gremienarbeit und das Verständnis von Bildung, dass ich erst anderthalb Stunden später loskam.
Den E1-Läufern und anderen Bodensee-BesucherInnen kann ich das Gasthaus Senes sehr empfehlen.
Die Etappe heute war sehr kraftraubend, da durch den Dauerregen Pausen sehr schwer waren. Immerhin fand ich gegen Mittag eine verschlossene Hütte unter deren Vordach ich eine längere Pause machen konnte.
In Konstanz ging es dann kurz über die Grenze und dann wieder zurück. Im nahen Einkaufszentrum habe ich mich noch kurz mit dem nötigsten versorgt um den morgigen Sonntag essenstechnisch zu überbrücken. Meine Wohnung ist ja noch im Winterschlaf. Morgen gibt es die nach einer Tour inzwischen traditionellen Apfelpannkuchen. Ich hatte auch kurz überlegt noch eine Nacht in Konstanz zu bleiben, aber irgendwie wollte ich das nicht. Konstanz war nie in dem Sinne Ziel, dass ich da unbedingt hin wollte. Mein Ziel war die Tour, nicht ihr Ende. Jetzt sitze ich schon in der Schwarzwaldbahn nach Offenburg. Da mein Rechner erst morgen Abend wieder bei mir sein wird, wird die Auswertung der Tour noch etwas warten müssen. Ich werde in den nächsten Tagen noch ein paar Nachbereitungen veröffentlichen (natürlich auch die GPS-Tracks auf die schon einige warten). Auch wenn die Tour jetzt vorbei ist, warten ja noch weitere Teile des E1. Mein Blog wird also auch noch andere Touren erleben.

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Stahringen Tag 59

Ich habe meinen ersten Mückenstich! Das ist das schöne an Norwegen: Da muss ich keine zwei Monate auf einen Mückenstich warten. Ah moment,  falschrum: Den Mückenstich habe ich zwar wirklich, aber dass tolle an Norwegen ist, dass man dort keinen Sonnenstich bekommt. Der Tag war einfach zu warm und zu sonnig. Die Temperaturen lagen um 28 Grad und Schatten war selten. Ich habe heute während der Tour über vier Liter Flüssigkeit verbraucht. Hinter dem gestern beschriebenen Anstieg (der recht sinnfrei war, da eine Aussicht aufgrund der Bäume nicht vorhanden und die Burgruine eine einzige verfallene Mauer war), kamen noch weitere kleinere Anstiege und noch mehrere Burg(ruin)en. Der Weg musste sie alle mitnehmen, deshalb glich die Wegführung eher einem Riesenslalom. Meinen Beinen gönnte ich heute eine Sonnenpause, was für den  Temperaturhaushalt nicht förderlich war. Kurz vor Singen gab es das erste Schild auf dem mein Zielort erwähnt wurde:

In der gesamten Gegend hat der Schwarzwaldverein seine Schilder vom hier üblichen weiß auf das schweizer gelb umgestellt.
Inzwischen bin ich bis auf 30 Kilometer an Konstanz heran. Morgen gibt es dann die abschließende Etappe. Meine  Unterkunftssuche ging heute recht schnell. Schon im ersten von drei infrage kommenden Dörfern fand ich durch einen Rundgang eine Unterkunft (deswegen liebe ich Dörfer, die im wesentlichen entlang einer Hauptstraße liegen). Da die Chefin gerade nicht da war, musste ich noch etwas im Biergarten warten bis mir ein Zimmer zugeteilt wurde.
Jetzt bin ich mal gespannt, wie die letzte Etappe morgen wird. Das ZDF und yr.no sind sich nicht ganz einig, wann die Gewitterfront hier eintrifft. Wenn das ZDF recht hat, gibt es keine Probleme, aber wenn yr.no recht hat, werde ich wohl zwischenzeitlich mal in Deckung gehen müssen.

Welschingen Tag 58

Das Wetter will mich ärgern! Gestern in der bewaldeten Schlucht war der Himmel durchweg bewölkt und es regnete, heute auf der freien Fläche brennt die Sonne. Die Folge: Sonnenbrand auf beiden Waden (jeweils auf der linken Seite, da ich gen Osten laufe. Ich hoffe gerade, dass ich das früh genug bemerkt habe und der Größteil morgen weg ist. Fast die gesamte Etappe hatte ich dafür ein wunderbares Alpenpanorama. An zwei Stellen nutzen Modellflieger das Wetter und verschiedene Raubvögel waren auch unterwegs.
Meine Etappenplanung war mal wieder chaotisch und wäre beinahe in die Hose gegangen. Bei dem Versuch heute morgen meine einzige herausgesuchte Unterkunft in Engen zu erreichen hörte ich wieder die mir inzwischen bekannte Stimme die mir mitteilte, dass die gewählte Nummer zur Zeit nicht vergeben ist. Schnell kam die Idee dann noch einfach eins, zwei Dörfer weiterzulaufen. Die Strecke zwischen Engen und Singen hat noch mal zwei steile 300 Meter Anstiege. Um die morgige Tour zu entlasten wollte ich mindestens einen schon heute hinter mich bringen. Eigentlich ist die Landschaft hier nur leicht gewellt und nichts gegen den Schwarzwald am Westweg, aber die Wegführung nimmt sowohl die Täler, wie auch die beiden einzigen größeren Berge mit. Der erste (Hohenhewen) kommt direkt hinter Engen. Meine Haut hätte in Sachen Feuchtigkeit mit jedem Amphibium mithalten können. Oben gab es noch eine Burgruine. Da bei den weiteren Unterkünften entweder seit Stunden besetzt oder niemand da war, wurde ich langsam unruhig. Im Hinterkopf hatte ich schon den Notfallplan bis 21 Uhr zu laufen und dann nach 50 Kilometern in Singen unterzukommen. Aber langsam bin ich ja geübter im Finden von Unterkünften. Hinter dem Hohenhewen liegt direkt Welschingen. Dort kannte ich nur einen Gasthof, bei dem aber niemand ans Telefon ging. Direkt am Anfang lief ich an einer Kneipe vorbei. Wissend, dass solche Institutionen vor Erfindung des Internets zum Informationsaustausch verwendet wurden, ging ich hinein und fragte nach Unterkünften. Dort wurden mir auch zwei genannt, eine war der mir bereits bekannte Gasthof. Da er direkt um die Ecke lag, versuchte ich es dort zuerst, aber auch so konnte ich dort kein Lebenszeichen entdecken. Der zweite Hinweis war ein Volltreffer: Eine Privatpension, in der ich, wie schon so oft auf meiner Tour, sehr freundlich empfangen wurde. Dass die Duschen und WC auf dem Flur sind macht mir überhaupt nichts aus. Ich mag die einfach eingerichteten Unterkünfte sowieso viel mehr, da mir ein riesiges Zimmer mit Balkon eh nichts bringt. Und hier bekomme ich für wenig Geld alles was ein Wanderer benötigt: Eine Dusche, ein Bett und ein Frühstück.
Da ich heute unterwegs vergessen habe ein Foto mit dem Handy zu machen, gibt es jetzt das Bild des morgen anstehenden Berges, dem Hohenstoffeln. Diesen kann ich nämlich von meinem Zimmerfenster aus sehen und fotografieren:

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Blumberg Tag 57

Matsch, Nieselregen und gefühlt 100% Luftfeuchtigkeit. Ich wusste gar nicht, dass der E1 auch durch die Tropen führt. Die Landschaft und der Weg waren heute super.

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Fast die gesamte Strecke ging es auf engen Pfaden durch die Wutachschlucht. Der Weg verlief meist an den Hängen, sodass auch ein paar Höhenmeter dazu kamen. Da es bis in den frühen Nachmittag (und dann ab 18 Uhr wieder) regnete, musste man auf den Wegen höllisch aufpassen, aber da ich gelernt habe, dass ein Guide nicht fällt, habe ich mich daran gehalten (dazu waren aber mehrfach wilde Ausgleichsschritte notwendig. Meine profilfreien Schuhe sind da nicht ganz unschuldig dran). Der Regen war meist knapp unter der Regencape-Grenze. Bei dem schwülen Wetter und der anspruchsvollen Strecke habe ich es auch nie lange unter dem Cape ausgehalten.
Gerade solche Trampelpfade mag ich durchaus, nur hätte ich die Etappe kürzer wählen sollen. Die 42 Kilometer führten dazu, dass ich jetzt ziemlich fertig im Gasthof liege. In der Wutachschlucht waren recht viele Menschen unterwegs, offensichtlich auch einige auf längeren Touren (vermutlich  Schluchtensteig). Ich sehe ja immer nur entgegenkommende WandererInnen, da ich in der Regel nur in Pausen überholt werde ;-).
Blumberg liegt, wie der Name schon sagt, auf einem Berg und der letzte Anstieg war noch mal sehr hart. Hier habe ich glaube ich einen kleinen Fuchs gesehen. Fotos sind auf der Kamera.
Morgen gibt es erst einmal eine kurze Etappe unter 30 Kilometer. Jetzt geht es langsam an die letzten 100 Kilometer. Nach der morgigen Etappe steht noch eine kurze und eine lange an. Ich werde versuchen die kurze an den Schluss zu legen, weiß aber noch nicht, ob die Unterkünfte das zulassen. Zum Abschluss gibt es noch mal ein zweites Foto aus der Wutachschlucht. Auf der Kamera habe ich noch mehr.

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Titisee Tag 55

Heute mal wieder etwas später, weil in Titisee gerade das Internet weg ist. Dafür hatte ich heute unterwegs immer wieder Empfang. Die setzen hier merkwürdige Prioritäten bei der Abdeckung der Gebiete.
Ich hab sie! Das dürfte der weiteste Fußweg gewesen sein um mir DIE ZEIT zu kaufen. Seit Forbach hatte ich keine Chance mehr an die Zeitung zu gelangen. Jetzt sitze ich am Titisee in der Sonne, bevor ich mir gleich mein Abendessen jage. Titisee selber ist auch wieder ein reines Touristenkaff und der Altersdurchschnitt liegt um diese Jahreszeit deutlich über 60. In dem See habe ich schon vor über 20 Jahren gebadet, darauf verzichte ich heute.
Direkt heute Morgen kam der Feldberg in Sicht. An seinen Nordhängen liegt noch Schnee. Die Besteigung wird morgen auf jeden Fall interessant.

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Die Etappe war heute Asphalt-lastiger, als man vom Westweg gewohnt ist. Bis auf wenige Tropfen bin ich heute gut durchgekommen.
Wie praktisch der gesamte Schwarzwald ist auch Titisee Kurtaxe-pflichtig. An sich finde ich das durchaus in Ordnung, in der Hoffnung, dass ich über Einrichtungen für Wanderer wieder profitiere. Interessant ist nur das Formular, das ich regelmäßig ausfüllen muss. Neben den üblichen Personenangaben muss ich zum Beispiel auch meinen Geburtsort angeben. Angaben zur Anreise sind zum Glück freiwillig, sonst hätte ich da Probleme: Muss ich jetzt “Bahn“ angeben, weil ich so in Flensburg angekommen bin, oder “sonstiges“, weil es “zu Fuß“ nicht gibt und ich so in den Schwarzwald eingereist bin? Für Ausländer wird das ganze noch komplizierter: Sie sind Ausweispflichtig und der Gastgeber muss noch kontrollierten, ob die Angaben von denen auf dem Identifikationsdokument abweichen und dies gegebenenfalls anzeigen. Die Sicherheit Deutschlands wird eben auch mit der Kurtaxe verteidigt. Das Kleingedruckte ist echt spannend. Bei unserer Tour von 2005 war der Meldeschein noch ein schmaler Streifen, inzwischen sind es schon drei Blätter. Und die wichtigen Dinge werden immer noch nicht gefragt: Baden oder Württemberg? Bei diesem Konflikt ist es sehr bedeutend auf welcher Seite man steht: Als Bade verteidigt man die erste deutsche Demokratie mit Hecker und Struve, entscheidet man sich für Württemberg, steht man unweigerlich auf der Seite Preußens und kann damit als  demokratiefeindlich eingestuft werden. Der Westweg verläuft immer wieder im Grenzgebiet dieses seit 1849 (?) schwelenden Konfliktes.
Morgen werde ich dann auf dem Feldberg den Westweg verlassen und mich in Richtung Konstanz aufmachen.

Brend Tag 54

Die letzte Woche meiner Tour bricht nun schon an. Meine heutige Unterkunft führt dazu, dass dieser Bericht erst am Folgetag veröffentlicht wird. Denn oben auf  dem Brend in 1149 Metern Höhe habe ich nicht einmal Handy Empfang. Der große Vorteil ist, dass ich zum übernachten nicht ins Tal runter muss. Hier oben habe ich Unterkunft in einem Naturfreundehaus gefunden.
Die heutige Etappe war in Sachen Steigung die härteste Etappe der gesamten Tour. 1525 Meter Anstieg bei nur 32,75 km Etappenlänge waren ganz schön anstrengend und werden wohl auch von der Feldberg-Etappe nicht mehr geschlagen. Direkt hinter Hausach gab es den schlimmsten Anstieg auf den Farrenkopf. Da mein Rucksack aktuell auf die zwanzig Kilo zugeht (nächste Einkaufsmöglichkeit erst wieder in Titisee und da auch nur begrenzt), war ich schweißgebadet als ich oben ankam. Auf den letzten Metern überholte ich noch zwei Westweg-Wanderer und oben war noch ein Geocaching-Paar an der Hütte. Die Pause verbrachte ich also recht gesellig. Nur die Maus, die sonst immer an der Hütte ist, habe ich heute nicht gesehen.
Später bin ich dann noch einen Teil des Weges gelaufen auf dem der Mythos entstanden ist, dass alle Gasthöfe schließen, verschwinden oder der Weg vorher abknickt, wenn ich mitlaufe.
Ab mittags gab es dann einige Regenschauer. Ein Hochmoor durfte ich auf Stegen überqueren. Die bauen hier schon Stege an Stellen, an denen ich in Norwegen noch mein Zelt aufschlagen würde.

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Hausach Tag 53

Während ich auf meine Vesper warte, geht draußen gerade die Welt unter. Die Etappe war etwas verregnet heute. Heute Morgen musste ich erst einmal den Berg wieder hoch. Der von mir geplante Weg führte die letzten 200 Meter steil den Berg hoch. Da der Weg ein aufgegebener Forstweg war, wurde das eher Trekking als Wandern. Der Westweg lag heute im Nebel. Ich hatte den Abstecher zum Brandenkopf eigentlich schon aufgegeben, aber wann hat man schon mal die Chance dort vorbeizuschauen? Also lief ich die 5 Kilometer zusätzlich. Den Aussichtsturm habe ich mir aber gespart, da die Sichtweite unter 100 Meter lag.
Trotz der Saisoneröffnung war im Wald heute nicht viel los und ich habe auch wenig Pausen gemacht, da alles nass war. Um zu meiner gebuchten Unterkunft zu gelangen wäre es sinnvoll schon vor Hausach vom Weg abzugehen. Da ich aber noch einkaufen wollte, bin ich den Westweg bis in die Stadt gelaufen. Dadurch habe ich noch einmal 3 Kilometer Weg entdeckt, den ich noch nicht kannte. Dort gab es einen Aussichtspunkt, von dem aus man einen wunderbaren Blick ins Kinzigtal werfen konnte:

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In Hausach konnte ich mich nur mit Lebensmitteln eindecken, da außer den Discountern alles andere schon geschlossen hatte. Hier haben die Läden samstags nur bis 12 Uhr geöffnet. DIE ZEIT konnte ich so nur durchs Schaufenster sehen. Der nächste Versuch ist dann Montag in Titisee.
Einmal ordentlich im Schwarzwald zu vespern war eines der Dinge, auf die ich mich schon lange gefreut habe. Jetzt gab es gerade Blutwurst, Leberwurst, Lyoner, Scheufele und Speck, dazu ausreichend Bauernbrot. So lässt es sich aushalten 🙂

Bad Peterstal Tag 52

Die heutige Tagesetappe war zwar nicht sinnvoll, hat aber viel Spaß gemacht. Ich wollte ja unbedingt  etwas mehr laufen. Das hat gut funktioniert.
Heute Morgen konnte ich kurz vor meinem eigenen Tourstart das schweizer Paar unter meinem Zimmerfenster vorbeigehen sehen. Auf der Hornisgrinde (1163 Meter) holte ich sie dann wieder ein. Die Sicht war heute so gut, dass man bis zu den Alpen schauen konnte. Ab mittags kam dann auch der Brandenkopf in Sicht. Diesen Anblick hatte ich 15 Jahre meines Lebens immer im Sommer für drei Wochen, wenn ich von dem Bauernhof, auf dem wir Urlaub machten, aus die Aussicht genoss. Nur sehe ich ihn aktuell noch von der anderen Seite. Unser Urlaubsort liegt südlich von ihm. Das Wetter war zum Laufen super und langsam vertrage ich auch einen ganzen Tag Sonne, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Auf den Höhen bekommt man viel Sonne ab, da hier Sturm Lothar im Jahr 1999 wütete und der neue Wald noch nicht hoch genug ist. An der ehemaligen Jugendherberge Zuflucht wollte ich eigentlich Mittagspause machen, nur fand ich dort keine Bank. Die Zuflucht wird gerade renoviert, es scheint also bald wieder etwas an dieser Stelle zu entstehen. Kurz vor Kniebis gab es mal wieder ein Hinweisschild, dass den Durchgang wegen Waldarbeiten verbat. Solche Situationen hatte ich schon oft auf meiner Tour, nur hatte bis jetzt niemand an solchen Stellen gearbeitet (ich habe es auch noch nie erlebt, dass ein Weg von beiden Seiten abgesperrt war. Oft genug bin ich erst auf Absperrband gestoßen, wenn ich das Gebiet wieder verließ. Natürlich gab es auch vorher schon Waldarbeiten, nur fanden die immer dort statt, wo gar keine Schilder standen. Im Taunus fällten zwei Waldarbeiter einen Baum direkt am Weg, während ich vorbeiging, natürlich ohne Absperrung.). Diesmal hörte ich die Motorsägen, wenn auch eher vom tiefer gelegenen Parallelweg, der nicht abgesperrt war. Da oberhalb noch die Schwarzwaldhochstraße verlief, wich ich auf diese aus. Beim nächsten Querweg ging es dann wieder zurück auf den Westweg. Dort geriet ich dann auch direkt in die Forstarbeiten. Wenn die Schilder schon nichts mit der Realität zu tun haben, warum stellt man sie dann dauernd in den Wald?
Da ich heute eine größere Strecke laufen wollte, auf dem Weg aber keine passenden Unterkünfte existierten, bin ich kurzerhand die 400 Höhenmeter ins Tal abgestiegen. Die muss ich dann morgen früh erst mal wieder hoch. Mit der Aktion habe ich nicht groß Kilometer gutgemacht, aber ich brauchte einfach mal etwas mehr Bewegung. Die letzten Tage waren eindeutig zu wenig. Morgen wird dann viel los sein auf dem Westweg, da der Schwarzwaldverein selbigen für die Saison eröffnet. Ich werde eine schöne Tour ins Kinzigtal machen, nicht ohne vorher nochmal einen Ausflug auf den Brandenkopf einzuschieben.
Zum Abschluss gibt es heute noch ein Foto vom Glaswaldsee, den ich viel schöner als den Mummelsee finde.

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Ochsenstall Tag 51

Ich weiß gar nicht, warum alle die Erfindung des Rades so toll finden. Zu Fuß geht es doch auch ganz gut. Die wirklich große Erfindung war die der Ohrstöpsel. Heute morgen haben sich die Lehrerinnen bei mir informiert, ob ich denn trotz der etwas aufgedrehten Grundschüler schlafen konnte. Ich habe aber gar nichts mehr davon mitbekommen. Vor der Abreise gab es dann noch ein ausgiebiges Gespräch mit den Herbergseltern über die Zukunft der Jugendherbergen.
Meinen Weg ins Tal zurück hätte ich mir sparen können: In ganz Forbach führte niemand DIE ZEIT. Das ist mir sogar im schwarzen Niedersachsen nicht passiert (dort wurde mir auf die Frage ob sie denn DIE ZEIT führten zweimal die Uhrzeit mitgeteilt). Die grün-rote Regierung hat hier offensichtlich noch viele Baustellen ;-). Jetzt muss ich versuchen Hausach am Samstag so zu erreichen, dass noch ein  Zeitschriftenladen geöffnet hat.
Die heutige Etappe hat gezeigt warum der Westweg ein Höhenweg ist. Von Forbach (332 Meter) ging es auf über 1000 Meter hoch. Einige Gipfel hatten eine sehr schöne Aussicht und das Wetter war heute optimal. Insbesondere der Blick in das Rheintal war beeindruckend. Alles hinter dem Rhein ist schon Frankreich.

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Unterwegs begegnete ich den üblichen Verdächtigen und ab und zu Tageswanderern. Das schweizer Paar versorgte mich noch mit schweizer Schokolade. Da ich jetzt zwei Kilometer Vorsprung habe und morgen eine größere Tagesetappe laufe, werden wir uns wohl nicht mehr sehen. Jetzt bin ich auf 1036 Metern im Wander- und Skiheim Ochsenstall. Eine Ortschaft gibt es hier nicht. Hier sind wir bereits 2005 untergekommen. Diesmal ist hier allerdings nichts los. Mit dem Kellner hab ich mich schon bestens unterhalten und mein Abendessen ist auch schon festgelegt: Maultaschensuppe und anschließend  Kesselfleisch mit Hörnlinudeln. Da ich drinnen eh keinen Empfang habe, genieße ich draußen noch etwas die Sonne. Außerdem gibt es hier ein tolles Klettergerüst und keine Kinder, die es mir streitig machen. So kann ich auch mal wieder was mit den Armen machen. Morgen muss ich unbedingt mehr laufen, denn die Füße sind wieder fit und langsam kribbelt es wieder größere Strecken zu laufen, zumal es morgen noch einen letzten schönen Tag geben soll.