Wenn sich der Hannoveraner Wanderverein und die Bundeswehr zusammentun wird der Tag spannend und mit über 47 Kilometer zum zweitlängsten.
Eigentlich waren heute nur ca. 35 Kilometer geplant. Ich bin wie jeden Tag um 9 Uhr gestartet und hatte den Weg direkt hinter der Jugendherberge. Ab dann wurde es spannend. Es fing damit an, dass mich der Wanderweg spontan über eine Pferde-Rennbahn führte. Glücklicherweise fand gerade kein Rennen statt. Es folgte ein Spaziergang durch den Garten des zugehörigen Reiterhofs. Der hier zuständige Wanderverein hatte mal eben den Weg umgelegt, um noch durch eine schöne Heidelandschaft laufen zu können. Dass man anschließend auf einem eher uninteressanten Wanderweg zurücklaufen musste war die Konsequenz. Um einen Mahnstein an einen Waldbrand nicht zu verpassen, ging es sogar noch mal in einem Bogen zurück. So läuft man mal eben ein paar Kilometer mehr als gedacht. Als es wieder Richtung Norden ging dachte ich sogar erst, dass ich versehentlich eine Alternativroute zurücklaufe.
Nachdem ich in der Pension bereits gemeldet hatte, dass es später wird, hörte ich plötzlich von rechts vorne Schüsse. Da es immer mehr wurden schloss ich Jäger aus. Also war die Bundeswehr wohl wieder da. Wenig später ging es dann links vom Weg auch los. Den Geräuschen zu urteilen waren verschiedene Kaliber im Einsatz. War ich in eine der berüchtigten Übungen Kampftruppe orange gegen blau gelandet? Im Leitfaden für Zivis stehen viele wichtige Dinge (z.B. dass Zivis die im Dienst sterben Anrecht auf ein Staatsbegräbnis inkl. Fahne auf dem Sarg haben. Ob der Stahlhelm durch die Klobürste ersetzt wird ist mir nicht bekannt.), nicht aber was man tun soll wenn man auf Menschen trifft die den Dienst an der Waffe nicht verweigert haben. Meinem Freund mit dem ich gerade telefonierte um zu besprechen wann er mal eine Etappe mitläuft, konnte ich nur noch sagen, dass er dem MAD nicht glauben sollte wenn sie von einem tragischen Unfall sprächen, da war die Leitung auch schon tot. Ein zweiter Blick verriet den leeren Akku. Unsere olivgrünen Freunde übten auch brav hinter den hohen Betonmauern einer größeren Schießanlage. Da mir unser Verteidigungsminister auf einem Schild mit sonst was drohte, verzichtete ich auf das schießen von Fotos.
Kurz vor Celle gab es dann die nächste Überraschung: Der Weg war schon wieder umgelegt worden. Diesmal stand sogar ein “neu “ unter dem ersten anderes abzweigenden Wanderzeichen. Diese Änderung war sogar durchdacht. Der Weg wurde nicht viel länger, dafür wurde man aber durch die Celler Altstadt geführt. Und wer seinen Reinhardt Mey kennt, dessen passendes Lied ich direkt im Kopf hatte, der weiß auch von den Celler Fachwerkgiebeln. Dieser Umweg hat sich echt gelohnt. Jetzt hoffe ich nur, dass die nächsten Etappen nicht so lang sind, da ich solche Touren nicht jeden Tag laufen kann. Meine Muskeln beschweren sich langsam.