Elektrik-trick, oder Technik auf Tour

Zu meiner ersten Tour als Teilnehmer bei der Jugendfreizeit in Norwegen habe ich eine Kopflampe und einen (analogen) Fotoapparat mitgenommen.  Dieser Fotoapparat wurde auch gleich im Zuge einer Kanu-kenterung versenkt. Seitdem stand bei elektronischen Geräten auf Tour immer die Wasserfestigkeit im Mittelpunkt. Aber wie viel Technik braucht man überhaupt auf Tour?

Kommunikation:

Ein Handy war lange Zeit gar nicht dabei, für die ersten eigenen Touren und ganzmonatige Aufenthalte in Norwegen wurde es dann eingepackt, allerdings war es meistens ausgeschaltet und nur für Notfälle.  Für diese Tour wurde sogar extra ein Smartphone angeschafft. Eine solche Anschaffung kam für mich bis jetzt nie in Frage, da ich nicht jederzeit Zugriff auf Email und Co. haben möchte. Für den „Zivilgebrauch“ wird es auch weiterhin nicht verwendet. Auf Tour habe ich so die Möglichkeit, unter Anderem hier zu berichten. Eine wichtige Anforderung war natürlich Wasserdichtigkeit, auch wenn ich zur Überquerung der Elbe in Hamburg die Fähre nutzen wollte (Als einziges motorisierte Gefährt auf der Tour).

Navigation:

Es gibt wunderbare Hilfsmittel für die Navigation: Karte und Kompass! Diese beiden Geräte sind für nahezu alle Touren ausreichend. In Deutschland, ist die Navigation noch viel einfacher, da ein feststehendes Wegenetz existiert. Hier kann der Kompass schon fast zu Hause bleiben.  Für die Deutschlanddurchquerung habe ich mir allerdings doch ein GPS-Gerät gekauft. Die Papierkarte wäre hier natürlich absolut ausreichend, das Problem ist ein anderes: Wenn ich für die gesamte Tour Karten mitnehme, trage ich wahrscheinlich mein Eigengewicht in Karten mit mir herum. Preislich besteht praktisch auch kein Unterschied, wenn man statt einem GPS-Gerät mit topografischer Deutschlandkarte die Detailkarten in Papierform kauft. Ein Kompass kommt natürlich als Backup trotzdem mit.

Foto:

Mein analoger Fotoapparat wurde 2005 bereits im Nidelva gebadet. Nach ausgiebigem Trocknen auf der heimischen Heizung hielt er noch zwei weitere Jahre durch. Danach wurde auf eine wasserfeste digitale Variante umgestellt. Inzwischen existiert eine Wasser- Staub- und und Sturzfeste Kamera der zweiten Generation. So ist sichergestellt, dass auch bei schlechtem Wetter Fotos gemacht werden können.

Insgesamt habe ich das Gefühl mit einem halben Elektronikfachmarkt durch Deutschland zu wandern. Eigentlich bin ich unterwegs auch mal froh, wenn ich nicht erreichbar bin und insbesondere nicht in Emails schauen muss/kann. Diese Tour ist allerdings anders aufgebaut, als eine Trekkingtour in Norwegen. In Norwegen bin ich ein paar Tage unterwegs und brauche mir keine Gedanken zum nächsten Lagerplatz zu machen. In Deutschland muss ich mich auch noch um Unterkünfte kümmern. Und da es selbst in Jugendherbergen nicht mehr selbstverständlich ist, dass man für eine Nacht aufgenommen wird, sollte man sich bei seinen Unterkünften voranmelden. Außerdem stoßen während der Tour immer wieder Menschen zu mir, die Tagesetappen oder auch ein paar Tage mitlaufen. Auch hier sollte eine Kommunikationsmöglichkeit bestehen.

In den nächsten Tagen werde ich zum ersten Mal den Rucksack packen und ihn wiegen. Ich hoffe immer noch möglichst nah an die 15 kg zu kommen, um nicht zu viel Gewicht mitzunehmen. Ein Ausrüstungsteil muss noch spontan ausgewechselt werden: Das Gewinde meiner Trinkflasche hat soeben den Geist aufgegeben. Entweder besorge ich da noch was neues, oder meine alte Trinkflasche wird reaktiviert. Immerhin hat sie einige Beulen, die sie sich im Schwarzwald direkt an dem geplanten Weg geholt hat, sie kennt also schon einen Teil der Strecke.

Die Tourdaten

Heute gibts ein paar Daten zur Tour. Ich habe die letzten Wochen zum Teil damit verbracht, Wegmarkierungen von 1:200.000 Karten, basierend auf einen Wanderführer, auf eine elektronische 1:25.000 Karte zu übertragen und die Tagesetappen zu planen. Die im Wanderführer vorgeschlagenen Etappen schienen mir teilweise etwas kurz, so dass ich versucht habe ein paar Strecken zusammenzulegen, was nicht ganz so einfach ist, wenn man am Ende des Tages in bewohntem Gebiet mit Übernachtungsmöglichkeit sein möchte.  Über die Länge der Gesamttour gibt es auch verschiedene Angaben, die zwischen 1.700 und 1.900 km schwanken. Ich rechne hier mit 1842,4 km. Ich plane erst einmal ohne Ruhetage, gehe aber davon aus, dass ich sie je nach Bedarf einschiebe, sodass sich der Terminplan mit Sicherheit verschiebt.

Inzwischen gibt es schon ein paar Menschen, die einzelne Etappen mitlaufen wollen, so dass ich nicht die ganze Strecke alleine unterwegs sein werde. Die kürzeste Etappe ist gerade mal 14,1 km lang, die längste mit 43,8 km eher zu lang. Die Tagesziele sehen nach dieser ersten Planung wie folgt aus:

Ort Etappe
1 Flensburg 0
2 Oeversee 23,6
3 Schleswig 28,4
4 Kirchhorst 31
5 Eckernförde 17
6 Surendorf 21
7 Kiel 33
8 Plön 43,8
9 Schönwalde 39
10 Scharbeutz 34
11 Lübeck 41,7
12 Ratzeburg 32,4
13 Güster 29,8
14 Witzhave 31,4
15 Hamburg Billstedt 30,8
16 Hamburg Blankenese 20,1
17 Buchholz 31,9
18 Wilsede 30,1
19 Soltau 33,1
20 Müden 30,3
21 Celle 31,7
22 Mellendorf 34,1
23 Steinhude 34,8
24 Bad Nenndorf 26,1
25 Bad Münder 27,9
26 Hameln 19,2
27 Linderhofe 28
28 Detmold 30,1
29 Altenbeken 25,8
30 Willebadessen 26,2
31 Marsberg 34,7
32 Willingen 37
33 Westfeld 35,2
34 Sassendorf 29
35 Deuz 36,3
36 Freusburg 27,1
37 Fuchskaute 33,1
38 Bad Marienberg 14,1
39 Selters 26,1
40 Montabaur 16,4
41 Nassau 25,5
42 Balduinstein 21,4
43 Idstein 38,2
44 Frankfurt Hohemark 29
45 Frankfurt Sachsenhausen 20,6
46 Darmstadt 37,7
47 Schannenbach 32,9
48 Wilhelmsfeld 33,5
49 Rauenberg 33,5
50 Bretten 35,2
51 Pforzheim 25
52 Dobel 23,2
53 Forbach 26,1
54 Mummelsee 21,6
55 Kniebis 26,1
56 Hausach 38
57 Furtwangen 29,9
58 Titisee 32,1
59 Lenzkirch 27,3
60 Blumberg 32,9
61 Engen 26
62 Singen 28,9
63 Konstanz 42,5

Von der Ostsee zum Bodensee, oder Deutschland Nord-Süd

In den letzten Tagen häufen sich die Kommentare von Mitmenschen, die verlangen dass ich eine Möglichkeit finde von meiner Wanderung zu berichten. Dem komme ich hiermit nach. Ich werde in den letzten drei Wochen der Vorbereitung und während der Tour regelmäßig berichten. Um nicht gleich von Anfang an für Chaos zu sorgen, versuche ich alles der Reihe nach zu erzählen.

Ich komme selber aus einer wanderfreudigen Familie. Mein Vater, mein Großvater und mein Onkel wandern seit über 30 Jahren regelmäßig von Jugendherberge zu Jugendherberge und auch ich kenne Familienurlaube immer auch als Wanderurlaube. Da ich in 15 Jahren meines Lebens Sommerurlaube im Schwarzwald verbracht habe, sind mir dort viele Wanderzeichen begegnet. Insbesondere die Zeichen der Fernwanderwege haben mich schon immer fasziniert.

Nachdem mein Vater angefangen hatte mit meinem Bruder und mir ebenfalls im Herbst von Jugendherberge zu Jugendherberge zu laufen, äußerte ich den Wunsch irgendwann einmal den Westweg von Pforzheim nach Basel, also mitten durch den Schwarzwald zu laufen. 2005 nutzten wir dann die gesamten Herbstferien für diese Tour.

Und hier begegnete ich dann dem Schild, das mich in den letzten sieben Jahren immer wieder beschäftigte: Ein weißes Andreas-Kreuz auf schwarzem Grund. Unter dem ersten Schild, das ich sah stand noch der Zusatz: Ostsee-Bodensee-Mittelmeer. Nachdem wir Basel erreicht und den Heimweg angetreten hatten erkundigte ich mich weiter. Dieses Schild gehörte zu einem der inzwischen 12 europäischen Fernwanderwege, nämlich dem E1. Dieser geht wenn er einmal voll ausgebaut ist vom Nordkap bis nach Sizilien. Und damit war der Plan geboren, irgendwann einmal den deutschen Teil zu laufen.

Nachdem ich diesen Traum einige Jahre gepflegt habe und inzwischen in der Planung und Durchführung von Wander- und Trekkingtouren einiges hinzugelernt habe, nutze ich ab Mitte März die Möglichkeit, mir vor dem Schreiben meiner Abschlussarbeit diesen Traum zu erfüllen und eine Nord-Süddurchquerung von Deutschland zu machen. Ob ich diese Strecke überhaupt schaffe und ob alles wie geplant funktioniert, werde ich erst Ende Mai wissen, wenn ich mich hoffentlich Konstanz nähere.

Ich werde an dieser Stelle regelmäßig von der Tour berichten. In den nächsten Tagen bis zum Start werden noch ein paar Texte zur Planung, Packlisten und ein kurzer Rückblick auf verschiedene Testläufe folgen.